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  • Long COVID bei Kindern: Neue Studie zeigt erhöhtes Risiko nach Reinfektionen

    Long COVID – auch als Post-acute sequelae of SARS-CoV-2 (PASC) bezeichnet – bleibt eine ernsthafte, komplexe und langanhaltende Folgeerkrankung nach einer Corona-Infektion. Weltweit sind Erwachsene wie auch Kinder betroffen, unabhängig davon, wie schwer die akute Infektion verlaufen ist. Während sich bisherige Studien vor allem auf Erstinfektionen mit frühen Virusvarianten konzentriert haben, liefert nun eine große US-Studie neue Erkenntnisse zu Reinfektionen bei Kindern und Jugendlichen. Die Studie wurde publiziert in The Lancet Infectious Diseases publiziert und zwischenzeitlich auch vom Deutschen Ärzteblatt aufgegriffen.

    Neue Erkenntnisse aus einer groß angelegten Studie

    Für die Studie wurden Daten von knapp 466.000 Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahren aus 40 Kinderkliniken in den USA zwischen Januar 2022 und Oktober 2023 untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend: Nach einer Reinfektion mit SARS-CoV-2 verdoppelte sich das Risiko, an Long COVID zu erkranken.

    Ergebnisse im Detail

    Während bei Erstinfektionen rund 900 von einer Million Kinder innerhalb von sechs Monaten betroffen waren, stieg die Zahl nach Reinfektion auf fast 1.900 pro Million. Zudem traten zahlreiche Begleitsymptome wie Herzrhythmusstörungen, Geschmacks- und Geruchsverlust, Thrombosen, Nierenprobleme, Erschöpfung und kognitive Einschränkungen deutlich häufiger auf.

    Gesellschaftliche Folgen von Long COVID

    Die Ergebnisse machen deutlich: Kinder können nicht nur nach der ersten Infektion, sondern auch nach erneuten Ansteckungen Long COVID entwickeln. Schätzungen zufolge sind allein in den USA bereits rund sechs Millionen Kinder betroffen – mehr als an Asthma leiden. Viele haben monatelang oder sogar jahrelang Symptome, die Schule, Sport und soziale Kontakte verhindern. Damit drohen langfristige Entwicklungs- und Bildungsrückstände, die auch wirtschaftliche und psychologische Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben können.

    Grenzen der Prävention

    Die Studie zeigt auch die Grenzen der Prävention auf. Masken und andere nicht-medikamentöse Maßnahmen lassen sich auf Bevölkerungsebene schwer dauerhaft durchsetzen. Verbesserungen der Luftqualität in Schulen und öffentlichen Gebäuden gelten als vielversprechend, stecken aber noch in den Anfängen. Impfungen schützen zwar vor schweren Krankheitsverläufen, bieten jedoch nur begrenzten Schutz vor Long COVID, und viele Impfprogramme wurden bereits zurückgefahren. Infektionsvermeidung allein wird also nicht ausreichen.

    Dringender Bedarf an Therapien und Forschung

    Umso dringender ist die Entwicklung von Therapien für Kinder mit Long COVID. Während klinische Studien für Erwachsene bereits laufen, fehlen pädiatrische Studien bislang fast vollständig. Aufgrund regulatorischer Hürden müssen Kinder oft jahrelang warten, bis sie Zugang zu wirksamen Behandlungen haben – wertvolle Zeit, in der Krankheitssymptome die Entwicklung beeinträchtigen können.

    Forderung nach spezialisierten Zentren

    Die Autorinnen und Autoren der Studie fordern den Aufbau spezieller Forschungszentren für pädiatrisches Long COVID, die frühe Diagnosen, symptomorientierte Behandlung und psychosoziale Unterstützung ermöglichen. Zudem muss Long COVID als ernstzunehmende, organische Multisystem-Erkrankung anerkannt werden, um Fehldiagnosen zu vermeiden.

    Fazit

    Long COVID ist auch für Kinder und Jugendliche eine reale und wachsende Bedrohung. Wiederholte Corona-Infektionen verschärfen das Risiko deutlich. Maßnahmen zur Prävention von Infektionen, z.B. der Einsatz von Luftfiltern in Schulen und Kitas, sind notwendig, um die individuellen und gesellschaftlichen Folgen zu mildern.